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Happy Internationaler Frauenkampftag

Montag, 8 März, 2021
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... oder wie das zivilisierter Weise mittlerweile heißt: Weltfrauentag. Seit über 100 Jahren wird der 08. März weltweit als Tag der Frau begangen. Was mit dem Kampf sozialistischer Aktivistinnen und Arbeiterinnen um Gleichstellung, Wahlrecht und Emanzipation begann, ist mittlerweile sogar gesetzlicher Feiertag in 25 Ländern der Erde und lenkt jedes Jahr erneut die Aufmerksamkeit der allgemeinen Öffentlichkeit auf Themen, die nicht nur 50% der Bevölkerung betreffen sondern 100%.

Wir möchten diese Gelegenheit nutzen, jenseits von Feel-Good-Activism und Bandwagon-Hopping daran zu erinnern, dass das Thema Gleichstellung der Geschlechter nach wie vor immer noch besprochen werden muss und sich gerade in der (virtuellen) Militärwelt ein gewisser Aufholbedarf nicht wegdiskutieren lässt.

Während in den Anfängen der Videospielbranche in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufgrund mangelnder Möglichkeiten zur Datenerfassung nicht klar war, wie sich der Kundenstamm zusammensetzte, hat der Branchencrash der Videospielindustrie in den 80ern zu einer konsequenten Marktforschung und damit Einengung auf die vielversprechendste Zielgruppe geführt, Jungs unter 14 Jahren. Dass diese laut Kundenumfragen einen leichten Überhang gegenüber anderen Zielgruppen hatten, war purer Zufall angesichts der Tatsache, dass Videospiele zu Anfangs eigentlich beliebt durch alle Altersklassen, Bevölkerungsschichten und Geschlechtergruppen waren.  Diese Umorientierung auf ein neues, weitestgehend homogenes Zielpublikum hat die Computerspielindustrie  jedoch bis heute nachhaltig in ihren Inhalten, ihrem Marketing und der Gamingkultur geprägt. So sehr, dass ganze Generationen von Mädchen in dem Glauben aufgewachsen sind, dass Computerspiele etwas für Jungs wären. Kaum weibliche Hauptrollen, Entwickler, Fans und Branchenvertreter haben ihr Übrigens getan, um den Mädchen auszureden, dass dieses Hobby etwas für sie sein könnte. Identifikationsfaktor nahezu Null. Wer sich hierzu weiter informieren möchte, kann sich diesen englischen Artikel mit ausführlichen Erklärungen zu Gemüte führen. Trotz aller Widerstände machen Frauen mittlerweile fast genau die Hälfte der Gamer aus und entdecken auch die letzten hartnäckig männlichen Bastionen wie Spieleentwicklung, kompetitiven eSport und auch taktische Shooter für sich. TITAN geht in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel voran und liegt mit einer Frauenquote von 5% über dem Durchschnitt von 4% Gamerinnen im Taktikshooter-Bereich.

Für uns versteht es sich von selbst, dass wir uns in Recruiting und Ausbildung unvoreingenommen an alle Spieler, egal welchen Geschlechts, gleichermaßen wenden und jeden im Rahmen seiner Möglichkeiten fördern, also zum Beispiel auch Mädels als Fireteam Leader ausbilden und einsetzen.  Mit unseren positiven Erfahrungen in diesem Bereich sind wir nicht alleine. Zahlreiche Studien der letzten Jahre und Jahrzehnte belegen, dass gemischt geschlechtliche Teams sich in solcher Weise gegenseitig positiv ergänzen, dass der Output solcher Teams größer, die Zufriedenheit höher ist und die Entscheidungsfindung zu besseren Ergebnissen führt als bei reinen Frauen- oder Männer-Teams. Die Konkurrenzfähigkeit und Durchsetzungskraft ist umso höher, je mehr das Mischungsverhältnis 50/50 beträgt. Hat unter anderem zum Beispiel Harvard in einer Feldstudie nachweisen können.

In diesem Sinne streben auch wir eine bessere Durchmischung im Bezug auf alle Merkmale unserer Mitspieler an. Nur so kann es gelingen, das individuelle Potenzial, Wissen und Können optimal einzusetzen und zu fördern, den Gesamtoutput und die allgemeine Zufriedenheit und Ausgeglichenheit zu verbessern und damit auch langfristig das Überleben des Clans zu sichern, da wir alle zur Verfügung stehenden Ressourcen, Lebenserfahrungen und Know-How voll ausnutzen können.

Die Situation in unserer Inspirationsquelle, dem realen Militär, gestaltet sich zwar in der Tendenz auch positiv, der Status Quo ist jedoch je nach Region enorm unterschiedlich. Trotz formaler Gleichstellung vor dem Gesetz, gibt es immer noch Lebensbereiche, in denen es eine Meldung wert ist, wenn Frauen überhaupt in Erscheinung treten. In diesem Berufsfeld, das zu den gefährlichsten und herausforderndsten der Welt zählen kann, war und ist es immer noch umstritten, inwiefern Frauen dafür geeignet sind. Einige ausgewählte Beispiele die die Zweifler Lügen strafen:

Der Wehrdienst in Israel etwa ist aufgrund seines ausgewogenen Geschlechterverhältnisses durch die allgemeine Wehpflicht für alle die größte Partnerbörse des Landes. Welche Herausforderungen sich daraus ergeben können, gibt es hier zu lesen :) .

In den US Special Forces hat es bis 2020 gedauert, dass eine Frau den Qualifizierungskurs der Spezialkräfte bestehen sollte, obwohl alle Positionen innerhalb der US Streitkräfte bereits seit 2016 für jedes Geschlecht geöffnet wurden. 2005 gab es schon eine komplett weibliche Hercules Crew im Kampfeinsatz.

Trotz formal gleicher Chancen, gleicher Bildung und gleicher Kapazitäten und Fähigkeiten, ist es immer noch keine Selbstverständlichkeit, dass alle Bereiche des Lebens jedem offen stehen. Und gerade mit Gaming und Militär treffen bei ArmA zwei der Bereiche aufeinander, in denen ohne fundierte Gründe starkes Gatekeeping betrieben wird (schlimmer dürfte es nur in deutschen Aufsichtsräten zugehen). Ob man mit Erfolg und Freude einem Hobby, einem Beruf oder einer Leidenschaft nachgehen kann, hängt auch immer vom Umfeld ab und wie dieses einen machen lässt. Dass Frauen sich trotz vieler Widerstände in Arbeitswelt, Politik, Militär, klassische Männerberufe und -freizeitaktivitäten hineinkämpfen und darin behaupten konnten, zeugt von dem unbedingten Willen zur Partizipation und Durchsetzungskraft über das durchschnittliche Maß hinaus. Diejenigen, die den Pionierinnen nachfolgten und noch nachfolgen werden, haben hoffentlich das Privileg, nicht herausragend und überdurchschnittlich sein zu müssen, sondern ganz einfach nur da sein und ihre Zeit genießen zu dürfen, ohne immer auf's Neue herausragende Qualifikation beweisen zu müssen, so wie ihre männlichen Genossen nun mal auch. Jeder hat das verdient.

Der heutige Weltfrauentag soll natürlich eine Gelegenheit bieten, wichtige Diskussionen anzustoßen, im Gange zu halten und Aufmerksamkeit schaffen für nach wie vor bestehende Ungerechtigkeiten an Stellen, wo sie definitiv nicht mehr zeitgemäß sind. In Zeiten, in denen Frauen das gleiche leisten und können wie Männer, sollte es keine Frage sein, ob oder wann sie die selben Rechte bekommen. Es sollte aber auch eine Chance zur Handreichung sein und daran erinnern, dass es nur gemeinsam geht. Nur im Team kommt man voran. Die Bereitschaft zu lehren und zu lernen, aneinander zu wachsen und den eigenen Topf immer ein bisschen leer zu halten für neue Erfahrungen ist das, was uns stärkt, unabhängig davon, welche Herausforderungen die Zukunft uns entgegenwirft.

Um mit den weisen Worten meiner Tante abzuschließen: Schön spielen, nicht streiten. ;)

International Women's Day

8th SFG TITAN Platoon